Mein ehemaliger Lehrmeister in Sachen Airbrush und Retusche, Kurt Hermes, der mich in den 80gern auch in das exakte Führen von Pinseln einwies, pflegte zu sagen: »Das Bild muss knacken!«
Damit meinte er in erster Linie nicht dessen versteckte Botschaft, sondern die handwerkliche Vollendung desselben. Die war dann gegeben, wenn das Werk frei von störenden Strukturen oder unwichtigen Bildelementen war, stimmig die Richtung des Lichts durch Schatten, Lichtkanten und Reflexe zeigte, sowie möglichst viel Tiefe vermittelte. Dann – und nur dann, – “knackte das Bild”.
Wie ich erst kürzlich, als ich mich mit analoger Fotografie beschäftigte, wieder neu für mich herausfand, empfinde ich dieses Knacken auch dann, wenn mich mein Bauchgefühl spontan die dem Motiv innewohnende Geschichte oder Botschaft wahrnehmen lässt. Dann hat das Bild den entscheidenden Kick.
Speziell für die Fächer Straßenfotografie und Porträt bedeutet das: Sollte einen dieses Gefühl schon vor der Belichtung des Fotos erfassen, und sollte man noch das Glück haben, auch technisch alle störenden Einflüsse gemeistert zu haben, dann kann einem ein grandioser Schuss gelungen sein, das Einfrieren eines ultimativen Momentes, der ganz exakt so, kein zweites Mal gelingen wird.
Nun, da ich mir dieses inneren Zusammenhangs aufs neue bewusst geworden bin, hoffe ich darauf, solche Momente häufiger zu erleben und als Bildergebnisse präsentieren zu können.