Geschichte und Botschaft

Storytelling?

Kann man als Fotografierender mehr schaffen, als einfach nur irgendwas ablichten? Natürlich. Man kann versuchen, über das Motiv Botschaften zu vermitteln, oder sogar kleine Geschichten erzählen.

Gilt die viel zitierte Forderung, Marketing solle Storytelling betreiben, auch für die Kunst? Selbstverständlich. In der Malerei ist das immer so gewesen. Aber wie schafft man das in der Fotografie, ohne das Bild zu inszenieren? Wenn man also lediglich aufnimmt, was der Zufall vor die Linse bringt? Man folgt seiner Intuition.

Tatsächlich habe ich über Jahrzehnte hinweg genau das getan und oft –, von Porträts und offensichtlich ersichtlichen Vorgängen einmal abgesehen – mehr den formalen Charakter der Motive gesehen. Ich habe sehr darauf geachtet, dass sie im angebotenem Licht grafisch wirken, dass sie farblich oder durch spannenden Kontrast überzeugen und natürlich die Eigenschaft oder Information betonen, die dem Auftraggeber wichtig ist.

Doch fotografische Ergebnisse können auch anklagen, berühren, aufheitern oder Melancholie verbreiten. Dem Aspekt will ich in Zukunft mehr Beachtung schenken.

Straßenfotografie eines glücklichen Momentes
Straßenfotografie eines glücklichen Momentes

Kontext

Eine Illustration, – auch ein Foto ist eine Illustration – läßt im Grunde erst dann ihre Botschaft erkennen, wenn sie im Kontext zu etwas verstanden wird. In der klassischen Werbung hilft diesem Vorgang in der Regel die Headline auf die Sprünge. Weder Bild noch Überschrift funktionieren als einzelne Objekte so direkt, wie der Impuls, der durch ihr gegenseitig ergänzendes Wirken ausgelöst wird. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch ohne diese Kombination geht. Manche Bilder verkaufen ihre Inhalte so offensichtlich, dass man nicht erst darauf gestoßen werden muss.

Motive wie die hier gezeigten, mögen fotografisch gesehen beliebig wirken. Betrachter, die dazu bereit sind, werden die Mission dahinter dennoch entdecken. Dann kommunizieren die Abbildungen mit ihnen. Wie viel sie sagen, hängt von der Fantasie und dem kulturellen Umfeld der Betrachtenden ab. Wem reichlich davon gegeben ist, mag sogar mehr oder weniger ausführliche Aussagen oder Geschichten darin entdecken.

Der entscheidende Kick

Mein ehemaliger Lehrmeister in Sachen Airbrush und Retusche, Kurt Hermes, der mich in den 80gern auch in das exakte Führen von Pinseln einwies, pflegte zu sagen: »Das Bild muss knacken!«

Damit meinte er in erster Linie nicht dessen versteckte Botschaft, sondern die handwerkliche Vollendung desselben. Die war dann gegeben, wenn das Werk frei von störenden Strukturen oder unwichtigen Bildelementen war, stimmig die Richtung des Lichts durch Schatten, Lichtkanten und Reflexe zeigte, sowie möglichst viel Tiefe vermittelte. Dann – und nur dann, – “knackte das Bild”.

Wie ich erst kürzlich, als ich mich mit analoger Fotografie beschäftigte, wieder neu für mich herausfand, empfinde ich dieses Knacken auch dann, wenn mich mein Bauchgefühl spontan die dem Motiv innewohnende Geschichte oder Botschaft wahrnehmen lässt. Dann hat das Bild den entscheidenden Kick.

Speziell für die Fächer Straßenfotografie und Porträt bedeutet das: Sollte einen dieses Gefühl schon vor der Belichtung des Fotos erfassen, und sollte man noch das Glück haben, auch technisch alle störenden Einflüsse gemeistert zu haben, dann kann einem ein grandioser Schuss gelungen sein, das Einfrieren eines ultimativen Momentes, der ganz exakt so, kein zweites Mal gelingen wird.

Nun, da ich mir dieses inneren Zusammenhangs aufs neue bewusst geworden bin, hoffe ich darauf, solche Momente häufiger zu erleben und als Bildergebnisse präsentieren zu können.

Stilmittel Bildaussage

“Ein Foto von etwas zu machen” bedeutet erst mal nur, ein Abbild zu erzeugen. Die Floskel beschreibt nicht zwingend den Anspruch, mit der Abbildung ausreichend Spannung transportieren zu wollen, um Gedanken in Gang zu setzen. Das ist oft auch gar nicht nötig, viel verlangt ohnehin, und doch, wenn es gelungen ist, äußerst befriedigend.

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