1997 südlich der Tower Bridge

1997: Eine Fassade an der Crucifix Lane, aufgenommen mit einer Contax SLR auf Kodak Gold 200, digitalisiert und bearbeitet 2019. 

Eine gelungene Überraschung

Mein langjähriger Freund Olli und ich waren im März 1997 unabhängig voneinander unter ähnlichen Vorwänden an den Flugplatz gelockt worden. Bei mir war es eine Bekannte, die wir dort angeblich abholen sollten, bei ihm war es jemand anderes.

Dass mir meine Frau ans Herz gelegt hatte, zu diesem Anlass unbedingt meine Kameraausrüstung mitzunehmen, hatte mich offenbar nicht stutzig gemacht. Es war normal für mich, alles, was sich um mich herum so abspielte, fotografisch zu dokumentieren.

Ausrüstung

Leider habe ich keine Erinnerung mehr daran, welche meiner Contax Objektive ich damals für diesen Anlass eingepackt hatte. Ganz sicher bin ich mir beim Distagon 28mm F/2.8 und dem Planar 50mm F/1.4. Was sonst noch mit in der Tasche war, kann ich heute anhand der Bilder nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.

Aktueller Blick auf 97 Fleet Street und St Paul’s Cathedral  ​mit Google Street View.

Aufnahmen aus einem Sightseeing Bus

Plötzlich in London

Tatsache ist, dass es für meinem Freund und mich zunächst so ausgesehen hatte, als wären wir uns ganz zufällig in derselben Halle des Flughafens begegnet. Unsere Familien eröffneten uns jedoch, dass wir dort mitnichten jemanden abholten, sondern, dass unsere Frauen, – da unsere Geburtstage eng beisammen lagen –  beschlossen hatten, uns für ein Wochenende nach London zu schicken. 

Das war eine wunderbare Idee, die uns über alle maßen überrascht und begeistert hatte. Um es an dieser Stelle noch einmal zu erwähnen: Danke dafür. Wir saßen also, ehe wir es so recht verinnerlicht hatten, im Flugzeug und rieben uns die Augen.

Südlich der Tower Bridge

Einige der Motive habe ich dort aus einem fahrenden Sightseeing Bus aufgenommen. Andere zeigen die Gegend südlich der Tower Bridge, die wir damals eher ziellos zu Fuß erkundeten, und die man rückwirkend betrachtet wohl als Lost Places bezeichnen könnte, als zweitklassigen Stadtteil, in dem sich abrissträchtige, längst verlassene Gebäude befanden.

Ein Blick auf Google Street View zeigt, wie stark sich die Gegend inzwischen verändert hat: Crucifix Lane, Snowfieds, Sandwich Bar und 5-7 Tanner Street.

Minderwertiges Material?

Üblicherweise fotografierte ich schwarzweiß, nur gelegentlich auch auf Dia. Dass ich dieses Mal mit preiswerten Farbnegativfilmen unterwegs war, könnte daran gelegen haben, dass ich 1997 ohnehin kein Fotolabor mehr besaß. Das hatte ich erst wenige Jahre zuvor mit meinen Firmenräumen im Ebersberger Gewerbegebiet aufgegeben.

Ich brachte Farbfilme zum Entwickeln in die Drogerie. Die Abzüge, die man von dort erhielt, waren traditionell lausig und sind es bis heute. Ich kannte es nicht anders. Dies war sicher der Grund, weshalb ich Farbfilme immer für minderwertiges Material hielt.

Die große Überraschung

Erst 2019, im Zuge meiner wiederentdeckten Liebe fürs Fotografieren auf Film besann ich mich dieser Aufnahmen und digitalisierte sie. Zu meinem großen Erstaunen entpuppten sich die Negative als überraschend scharf, tonwertreich und farblich stimmig. Und dass, obwohl der Film, den ich damals benutzt hatte, nichts anderes war als der heute noch erhältliche Kodak Gold 200.

Mag sein, dass meine Bildbearbeitung nicht unwesentlich zum Look dieser Bilder beiträgt. Zu Positiven wurden sie in Lightroom, wo ich sie in Gradation und Farbe korrigierte, in der Tonmapping Persona von Affinity Foto wurden je nach Erfordernis Schatten- und Lichtdetails betont. Oft war auch ein Filter von Color Efex Pro 4 involviert. Danach bekamen sie weiteren Feinschliff in Adobe Lightroom, bevor ich sie dann für fertig erklärt habe.

Doch als Basis diente dieser Brot-und-Butter-Film, den ich vor vielen Jahren durch meine Contax geschickt hatte.

Farbnegativfilm nehme ich von nun an ernst

Die Ergebnisse haben meine Einstellung zu Farbnegativfilmen grundlegend revidiert. Ab nun werde ich alle ausprobieren, die ich bekommen kann und sogar damit beginnen, sie selbst zu entwickeln.

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