Motorräder bewegen

Belichtungszeiten zwischen 1/10 und 2,0 Sekunden verzerren die Realität ins Surreale

Souverän Motorrad fahren

Das Familienunternehmen Motorrad Sicherheitsschule Alois Rausch weist seine Kunden mit ungewöhnlich fundierten Sicherheitstrainings seit mehr als dreißig Jahren erfolgreich in die Kunst des Motorradfahrens ein. Dies wird ergänzt durch  Veranstaltungen auf der Rennstrecke in Rijeka und Enduro-Erlebnissen im Spanischen Andalusien.

Weg vom sachlichen Foto

Natürlich gibt es von dem, was auf diesen Sicherheitstrainings passiert, unzählige scharf durchgezeichnete Fotos. Das kann ich. Etliche davon stammen von mir. 

Doch den eigentlichen Kern, die Dynamik der Bewegungen und die emotionalen Momente, die beim Motorrad Sicherheitstraining erlebt werden, hatte meines Wissens noch niemand versucht, auf künstlerische Weise plakativ zu machen.

Obwohl es im Vorfeld offen war, was dabei herauskommen würde, war der Inhaber von meiner Idee sofort begeistert. Ich durfte sie während regulärer Trainingsveranstaltungen testen und ausprobieren.

Impressionistische Ergebnisse

Die ab hier gezeigten Beispiele haben nicht das Ziel, die Realität des Trainingsangebotes sachlich zu dokumentieren. Dafür hätten die Belichtungszeiten nicht länger als 1/20 Sek. sein dürfen.

Ich wollte stattdessen ausloten, was passiert, wenn ich darüber hinaus gehe. Wie bildet sich das, was sich vor dem Objektiv abspielt, ab, wenn man ihm mehr Zeit lässt, auf den Sensor einzuwirken?

Es schält sich aus der Wirklichkeit. Lichter Zeichnen wilde Linien, Schatten vertiefen sich. Je nach angewandter Belichtungszeit, Objektabstand und Geschwindigkeit bilden sich mehrere Zustände eines Geschehens gleichzeitig auf dem Fotosensor ab. Dabei werden Personen und Gegenstände in malerischer Weise verfremdet, bis sie sich in extremen Fällen in impressionistischer Unkenntlichkeit auflösen.

Tauglich fürs Marketing

In vielen Fällen bleiben die Logos und Typenbezeichnungen involvierter Marken wie durch Zauberhand erhalten.

Achten Sie darauf, wie fokussiert trotz der Wisch- und Verwackelungseffekte das Logo des Veranstalters MS² erscheint. Auch die Marken der Motorradhersteller sowie der Bekleidungsunternehmen sind erkennbar, obwohl diesbezüglich nicht explizit durch Bildbearbeitung nachgeholfen wurde, was sich natürlich ergänzend leicht machen ließe.

Unschärfe?

Der Begriff Bewegungsunschärfe muss hinsichtlich dieser Aufnahmen relativiert werden. Denn im Grunde handelt es sich nicht um Unschärfe im Sinne einer Defokussierung, sondern um eine Überlagerung unzähliger Doppelbelichtungen in einer einzigen Aufnahme, die je nach Kameraführung mit der Bewegung des Motives harmonisieren oder partiell davon abweichen.

Surrealer Bildeindruck

Im Vergleich zu dokumentarischen oder geschönt werblichen Fotos, von denen es ja reichlich gibt und zu denen ständig neue dazu kommen, überzeugt diese Art der Fotografie nicht durch Detailtreue. Ihr surrealer Charakter erzeugt allerdings viel spontane Aufmerksamkeit auf die fokussierten Tätigkeiten sowie den Spaß, die Dynamik und die Emotionalität, die, wie in diesem Fall, vom Fahrertraining bei der MS² ausgehen.

Die Trainingsteilnehmer üben mit leichten Geländemotorrädern auf einem speziellen Freigelände elementare Bewegungsabläufe und Körperhaltungen, wie sie das sichere Manövrieren eines Motorrades bei langsamer Fahrt erfordert. Dazu gehören Trail-Stops und das Wenden am Lenkeinschlag.

Die Teilnehmer üben auf speziell für diesen Zweck präparierten Motorrädern die passenden Körperhaltungen für das Durchfahren von Kurven in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Schräglagen. Es wird das zweckmäßige Hineinsehen in die Kurve geübt und je nach Anspruch der Teilnehmenden auch das Fahren an der Haftungsgrenze der Reifen bis zum bewusst herbeigeführten Sturz. Dabei verhindern die Schutzschilde und Stützräder der Trainingsmotorräder, die je nach Bedarf montiert werden, das Verletzungsrisiko annähernd auf null.

Nach eingehend fachkundiger Einweisung erfahren die Teilnehmer auf einem geeigneten Fahrbahnabschnitt wie man seinen individuellen Bremsweg ermittelt, die richtige Körperhaltung bei einer Vollbremsung einnimmt und wie man sich in Notsituationen verhält.

Technische Umsetzung

Für diese Aufnahmen benutzte ich eine Canon EOS 5D Mark II. Leider unterbricht der Spiegel einer DSLR bei jeder Belichtung für Sekundenbruchteile den kontinuierlichen Blick durch den Sucher. Das erschwert die präzise Fokussierung der Bewegung, der man folgen möchte.

Deshalb setze ich für derartige Zwecke einen Aufstecksucher ein, den ich mir in einem Geschäft für gebrauchte Analogkameras besorgt habe. Die Revolveroptik erlaubt es, ihn an wechselnde Brennweiten anzupassen. Das eingebaute Fadenkreuz ist eine zusätzliche Hilfe, da es ja bei solchen Aufnahmen darum geht, den bildwichtigsten Bereich des zu verfolgenden Objektes möglichst sicher im Fokus zu halten.

Belichtungszeit 1/250 Sek. Belichtungszeit 0,6 Sek.

Abblenden alleine genügt nicht

Da die Lichtempfindlichkeit von Digitalkameras aus für mich unersichtlichen Gründen nicht unter 100 ASA eingestellt werden kann, kommt man, wenn man im Sonnenlicht länger als üblich belichten möchte, nicht um den Einsatz eines Neutraldichtefilters herum. Ich benutze einen, dessen Wirkung sich stufenlos einstellen lässt. Allzu starke Sperrung des einfallenden Lichts durch das Objektiv behindert jedoch den Autofokus. Man sucht also den Kompromiss.

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