2007 digital mit einer Canon EOS 5D in Murano nahe bei Venedig aufgenommen: Kleiner Hund steht auf einem vorüberfahrenden Boot. Nachbearbeitet in Adobe Lightroom und dem Plugin Nik Silver Efex.
Das Buch Kreative Hochkontrastfotografie von J.Seeley erschien 1982. Ein umfassendes Werk zu einer sehr speziellen fotografischen Ausdrucksmöglichkeit, die mich von Anfang an stark faszinierte. Im Kern bestand die Technik darin, Schwarz-Weiß-Bilder so zu entwickeln, dass sie so grafisch wirkten wie Lithografien.
Das wurde dadurch erreicht, dass man individuell ausentwickelte Schwarz-Weiß-Negative mit lithografischen Verfahren nachbehandelte. Man benutzte dazu Fotomaterial und Entwickler, deren Ergebnisse so gut wie keine Halbtöne wiedergaben, sondern das Bild in reine Weiß- und Schwarzbereiche unterteilten. Eigenschaften, wie sie in der Druckindustrie für die Reproduktions-Fotografie und beim Fotosatz benötigt wurden. (In manchen speziellen Bereichen von Druck und Kunst bis heute.) Um dennoch Details und Halbtöne der Fotografien zu erhalten, konnte die Kornstruktur, eine natürliche Eigenschaft speziell hochempfindlicher Filme, zur Rasterung genutzt werden.
Zu der Zeit, als ich durch dieses Buch auf die Hochkontrast-Fotografie aufmerksam wurde, verfügte ich aus beruflichen Gründen über die notwendigen technischen Möglichkeiten, um die beschriebenen Verfahren selbst ausprobieren zu können; was mir auch erfolgreich gelang. Allerdings: ohne großen Spaß daran entwickelt zu haben. Denn ich fand das Verfahren extrem aufwendig und die Steuermöglichkeiten wenig praktikabel; weshalb ich diese Kunstrichtung nicht weiter verfolgte.
Fotografieren hörte für mich nie an der Stelle auf, an der das Foto aufgenommen war. Der Prozess bis zur Sichtbarwerdung des Abzuges auf Papier gehörte immer schon dazu. Der kreative Reiz lag für mich vor allem in der Möglichkeit, steuernd eingreifen zu können.
Deshalb fotografierte ich – solange die digitale Fotografie nicht etabliert war – selten in Farbe. Ich konnte ja nur den Schwarzweißprozess (da der vergleichsweise kostengünstig war) meinen Vorstellungen nach gestalten. Das betrieb ich intensiv, einschließlich der Techniken von Ansel Adams, dessen Zonensystem ich für meine Arbeiten nutzte.
Die digitalen Freiheiten Fotos zu gestalten haben mich von Anfang an überzeugt. Zunächst musste man noch einige Kompromisse eingehen, aber heute ist man mit der Anwendung digitaler Prozesse theoretisch in der Lage – im optisch wahrnehmbaren Ergebnis – fast alle fotografischen Kunstrichtungen überzeugend zu simulieren. So auch die Hochkontrast-Fotografie.
Die digitalen Negative (RAWs), die ich vor einigen Jahren von einer kurzen Italienreise mitbrachte, unterzog ich einem dieser Prozesse. Die Fotos wurden mit einer Vollbild DSLR aufgenommen, einer Spiegelreflexkamera, deren Sensor der Größe der früher üblichen Kleinbildkameras entspricht (24 x 36mm). Es zeigt sich einmal mehr, um wie viel flexibler und steuerbarer die Fotografie durch die Digitalisierung geworden ist.
Bilder in dem Stil bearbeite ich mit dem Photoshop-Plugin Nik Silver Efex. Die Software eignet sich deshalb gut dafür, weil sie die bestmögliche Kontrolle über die Umsetzung von Farbe in schwarzweiße Tonwerte bietet. Sie erlaubt Kontraststeuerung global im Bild als auch selektiv und fein justierbar auf kleine Bereiche, wie Gesichter beispielsweise. Das Hinzufügen einer filmkornähnlichen Struktur macht sie für diesen Stil besonders interessant.
Hochkontrast-Abzüge, wie ich sie auf meinem Profil bei Saal Digital anbiete, hätten 1982, um in dieser Qualität zur Verfügung zu stehen, mit einer Mittelformat-Kamera aufgenommen werden müssen. Vor der Aufnahme schon hätte ich mich für einen bestimmten Farbfilter entscheiden müssen, der auf dem Schwarz-Weiß-Bild die Helligkeitswerte der Motivfarben optimiert. Nach der Entwicklung hätte ich die Aufnahmen, zur Umarbeitung als Hochkontrast-Bild, gleich auf das beabsichtigte Reproduktionsformat vergrößern müssen. Die benötigten Belichtungswerte wären in mehreren Umkopiervorgängen und einigen Versionen zum Test zu ermitteln gewesen. Unverzichtbar wäre es gewesen, einige Bildbereiche individuell nachzubelichten oder durch abwedeln in der Dichte zu reduzieren. Eine echte Maskierung, die es erlaubt hätte das Bild partiell zu manipulieren – wie es im Digitalen möglich ist – hätte Stunden der Vorbereitung verschlungen. Kein gangbarer Weg den man wählt, um einfach mal so, auszuprobieren, ob sich ein Motiv für den angestrebten Bildeffekt eignet. Ein Grund vielleicht, warum man so wenige Fotos sieht, die als echte Hochkontrast-Fotografie ausgearbeitet wurden.
Die digitale Bildbearbeitung verkürzt nicht nur den Weg zum gewünschten Ergebnis, sie verbessert es auch. Denn man kann ja als Künstler unmittelbar miterleben, wie sich jede Maßnahme, die man im kreativen Findungsprozess nach dem optimalen Ergebnis einsetzt, auf das Werk auswirkt. Ohne Dunkelkammer und den damit verbundenen chemischen Emissionen, ohne Reprokamera oder Vacuum-Kopierrahmen, ohne den Kampf gegen den Staub oder den Nachteil, manuelle Belichtungskorrekturen nicht exakt wiederholen zu können, kommt man zu Ergebnissen, die die Einschränkungen analoger Arbeitsprozeduren niemals oder zumindest nur unter erheblichen Aufwand erlaubt hätten.
Es macht also großen Spaß (zumindest mir), mit digitalen Mitteln fotografische Techniken nachzuempfinden, die schon zu analogen Zeiten Aufmerksamkeit erregt haben. Das heißt nicht, dass es keinerlei Schwierigkeiten zu überwinden gäbe; die richtige Software und der notwendige Lernprozess gehören definitiv dazu. Aber wenn die entsprechenden Tools und Prozesswege herausgefunden sind, gewinnt man derart weitreichende Kontrolle über die Tonwerte der Fotografien, wie sie den analog arbeitenden Gründern der entsprechenden Stile – in dieser Ausprägung – vermutlich nicht gelungen wären.
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Seit 2016 – also nachdem ich diesen Artikel ursprünglich verfasst habe – fotografiere ich privat nun doch wieder mit analog belichtenden Kameras. Ohne das erwartet zu haben, macht es mir wieder sehr großen Spaß mit meinen alten Schätzchen auf die Pirsch zu gehen und die Filme selbst zu entwickeln. Die Negative jedoch, reproduziere ich mit einer Digitalkamera, um sie anschließend im hybriden Prozess, wie man das nennt, wie RAW-Dateien nachzubearbeiten.
Wie nicht weiter verwundern sollte, ist ein gut ausentwickeltes entwickeltes Schwarzweiß-Negativ ebenso gut geeignet, auf digitalem Weg zur Hochkontrastfotografie zu werden, wie eine Digitalaufnahme. Die Eigenschaft des verwendeten Films, sowie die Art der Entwicklung, hat dann selbstverständlich essenziellen Einfluss auf die Eigenschaften des Filmkorns, den man im reinen Digitalbild aus dem Sensorrauschen oder unter Anwendung entsprechender Strukturlayer nachahmen muss, um den gewünschten Effekt für eine Halbtonsimulierung zu erhalten.
Virtuelle Galerien machen digitale Kunst für Jedermann verfügbar. Suchen Sie dort aus und bestellen Sie, was in Ihren Augen dekorative Kunstwerke sind; und zwar in der Größe und Rahmung, die Ihnen vorschwebt (Poster, Fotoleinen, Postkarten. Kalender, Posterbücher und vieles andere mehr.). Auch das ist ein Vorteil des digitalen Prozesses.
Besuchen Sie die Galerie zu diesem Artikel bei Saal digital.
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Aktualisiert am 31.03. 2025 / © ATELIER TOEPFER
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